St. Lawrence

Am St. Lorenz angekommen, der letzte Teil der Reise beginnt. Heute, am frühen Nachmittag, geht die Fähre hinüber ans Nordufer, 2,5 Stunden Fahrzeit. Es ist schon beeindruckend, wenn man von der Nordspitze der Halbinsel Gaspé auf die andere Seite ans Ufer des St. Lorenz gelangt und erstmal nichts als Wasser, einfach ein recht wildes Meer sieht. Es dauerte 250 km oder 3 Stunden Fahrzeit den Fluss hinauf, bis dann plötzlich das andere Ufer am Horizont erschien - bei klarer Sicht. Hier in Matane ist es heute sehr klar und das Ufer gut zu sehen, aber auch in weiter Ferne. Die Fährstrecke beträgt 66 km = 2,5 Stunden. Hammer. Dann geht es mit dem Auto noch einmal 2 Stunden weiter, bis ich mein heutiges Quartier in Tadoussac erreiche. Das wird gegen 20 Uhr sein,  heute ist also nichts weiter zu tun als den Vormittag abzuwarten, Pause zu machen, diesen Beitrag zu schreiben und dann eben mittags zum Fährterminal zu fahren.

Also die Schönheiten der Gaspésie haben alle meine Erwartungen übertroffen. Eigentlich falsch, denn ich hatte gar keine Erwartungen, weil ich von dieser Gegend kaum etwas wusste. Absolut großartig, und auch hier hätte ich wie auf der Bretonischen Halbinsel in Nova Scotia gerne viel mehr Zeit gehabt. Mehr als ein erster Eindruck war nicht zu gewinnen. Dabei habe ich fast jeden Tag irgend eine Unternehmung gestartet, meist eine Wanderung oder Besichtigung in einem Nationalpark, mal eben 2 - 3 Stunden work-out. Bei Besichtigung denke ich zum Beispiel an die geologische Super-Site Miguasha NP: Sagenhafte Funde hat man dort gemacht: Das Fossil einen Fisches, der statt der Seitenflossen schon Beinansätze hatte und neben den Kiemen mit einer kleinen Lunge versehen gewesen sein muss. Als die Tiere vor 380 Millionen Jahren an Land krochen - irre. Das Cliff wird intensiv weiter erforscht und bringt immer neue Überraschungen zu Tage. Das angeschlossene Museum stellt die Funde bzw die Repliken anschaulich und modernstens präsentiert dar. Ich hatte eine  persönliche Führung draußen, weil ich der einzige englisch sprechende Besucher zu diesem Zeitpunkt war.

Stichwort englisch - französisch. Man kommt überall gut mit Englisch durch, auch wenn nicht jede Bedienung in einem Restaurant oder einer Boulangerie englisch spricht,- verstehen tun sie es alle, und ich verstehe mehr französisch als ich radebrechen kann. Geht also gut, bin ja auch in einer top Touristen - Region. Europäer habe ich erst gestern Abend am Nachbartisch getroffen, sonst in Nova Scotia viele US-Amerikaner und hier in der Provinz Québec eben Kanadier, meist aus dem angrenzenden Ontario = Toronto. Da wohnen ja auch die meisten Kanadier. Sie bereisen gerne ihr Land, und ich hatte viele gute Gespräche, gerade gestern noch oben auf dem Mont. St. Alban, mit einem Ehepaar aus der Nähe von Montréal, von Haus aus englischsprachig. Montreal ist sprachlich schon wieder halbe - halbe, was die Französischsprachigen nicht gerne hören, denn für sie und insgesamt gilt die Provinz Québec als "einsprachig" = französisch. Ist eine Fiktion. Zu den Sprachen schreibe ich vielleicht später zu Hause nochmal etwas, es ist nämlich sehr interessant zu erleben, wie Kanada mit seinen vielen Völkerschaften und Sprachen (First Nation, Akadier, Schotten, Iren, Briten, Franzosen) umgeht - ich fuhr auf Breton Island an einer gälischen Highschool vorbei!

Essen ist toll, besonders hier in Québec, das haben sie von den Franzosen übernommen. Nicht aber die Lebensgewohnheiten: Es wird früh gegessen, 21 Uhr ist überall Schicht. Kanadisch - amerikanisch halt. Billig ist es gerade nicht, aber das ist Kanada generell nicht wegen des ungünstigen Eurokurses. Kaufkraft bei 80 %. Manchmal hat man ein "Schweiz-Gefühl. Aber sehr freundlich und offen sind die Menschen draußen auf dem Land, in den Großstädten wird das nochmal anders aussehen. Québec ist zwar keine wirkliche Großstadt, anders als Montréal, aber eben das kulturelle Zentrum französisch Kanadas. Bin sehr gespannt. Werde dort und in Montreal jeweils 2 Nächte sein. Und dann geht es am Mittwoch Abend bereits wieder zurück nach Frankfurt, Ankunft Donnerstag früh. Mal sehen, ob ich vorher nochmal zu einem Beitrag komme. Zeit ist immer sehr knapp hier, und insofern tut mir diese Pause heute Morgen auch mal ganz gut. Gehe gleich noch hinunter an den St. Lorenz und ein wenig am (Kiesel-) Strand spazieren. Vorher werde ich auschecken. Am Wochenende soll es zwar etwas mehr bewölkt werden, aber dafür warm bis schwül, abwarten. Bisher hat es das Wetter mit mir ja sehr gut gemeint.

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