Chéticamp

Da bin ich gerade, in Chéticamp. Das ist schon teilweise französisch wegen der Akadier. Der Tausch der Tagesprogramms hat sich voll bewährt: Gestern auf dem Cabot Trail super Wetter, super Sicht, super Hike, - heute morgen in Baddeck Nebel und später leichter Regen. Bin wie für den Tag vorher geplant zur Louisbourg Fortress Historical Site gefahren, ca. 100 km entfernt an der Ostküste. War dort alles sehr perfekt auf historisch gemacht, mit entsprechend gekleideten Guides, Bäckern, Schützen usw. Hab noch den 12 Uhr Kanonenböller mitgekriegt. Es geht um den elend langen Krieg zwischen England und Frankreich im 18. Jahrhundert um die Vorherrschaft im "neuen" Amerika. Da hat das Fort eine entscheidende Rolle gespielt. Nach einigem Hin und Her und vielen Opfern haben schließlich die Engländer gewonnen: Kanada wurde britische Kolonie - kurz gesagt. War natürlich alles viel komplizierter, hat mich aber nicht so interessiert.

Interessanter fand ich, wie es in Kanada heute den "First Nation People" geht, also den ehemals so genannten Indianern. Hier sind das die Mik-Mak (gesprochen mih-mah mit deutlich aspiriertem h) gewesen. Seit einigen Jahren bemüht sich Kanada ziemlich vorbildlich um die Förderung der und 'Wiedergutmachung' gegenüber den First Nation People. Nur fehlt da doch noch einiges. Ich fuhr zu einer Mik-Mak Community mit angeschlossenem Culture Centre. So hatte es mir anderswo ein Mik-Mak Guide empfohlen. Leider war kaum etwas anzutreffen: Info-Centre geschlossen, sonst war nichts zu machen oder zu sehen. Man konnte einen Hike um eine Insel machen. Schade, vertane Chance. Das Village nebenan war recht ärmlich und teilweise verwahrlost. Das beste und größte Gebäude war / ist die kanadische Schule. Das gibt Hoffnung. Innerhalb von 25 Jahren kann man auch kaum eine Marginalisierung und Unterdrückung von Jahrhunderten ausgleichen. - In meinem ansonsten perfekten Reiseführer kommen die Mik-Mak gar nicht vor, ist symptomatisch. 

Bin heute notgedrungen (durch den Programm Tausch) viel gefahren. Mit fiel wieder auf, wie sehr die Straßen "Schneisen in der Wildnis" sind: Links und rechts des Highways (Landstraße) finden sich auch weit vor und hinter den Ortschaften Häuser und gepflegte Grundstücke. Sie liegen alle an der Lebensader Straße. Hinter den Grundstücken beginnt sofort die Wildnis, ich schrieb es ja schon einmal: Max 200 m breit ist der Streifen der Zivilisation. Wo keine Straße ist, lebt auch niemand, da kann man auch nicht hingehen. Jogger laufen morgens die Landstraße entlang, wo auch sonst. Ein schöner See irgendwo - drum herumspazieren geht nicht, gibt's nicht. Das ist der entscheidende Unterschied hiesiger Nationalparks (und Provincial Parks) zu unseren Nationalparks: Unsere Nationalparks dienen dazu, der wilden Natur wieder ein Stück weit ihren Lauf zu lassen und dem Menschen / Wanderern nur am Rande Raum zu geben. Hier bedeutet ein solcher Park: Natur für den Menschen zu erschließen. Nirgendwo sonst kann man hier Wanderwege, Infrastruktur, Ranger usw. finden. In der Wildnis gibts das alles nicht. Nationalparks sind hier eben die für Menschen erschlossene "Wildnis". Großer Unterschied.

Ab morgen fahre ich nun südwestlich Richtung New Brunswick und schließlich der Provinz Québec. Es gibt lange Etappen, nur jeweils ein One-Night-Stop. 2500 km habe ich jetzt schon runter... 

Alle Bilder im Webalbum. Schaut immer auch ganz am Ende des Albums in die Kommentare: Jeder neue Upload wird dort von mir kommentiert / erklärt. So bleibt ihr dran, auch wenn es nicht so viele Blog-Beiträge gibt. Kanada ist einfach schön, nur leider auch sehr teuer, wo es touristisch interessant ist. Von jetzt an habe ich eher noch weniger Zeit... 

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