Bay of Fundy

Parrsboro, wie versprochen. Inzwischen bin ich fast eine Woche unterwegs und habe eine Menge gesehen. Nach Lunenburg, diesem wirklich bezaubernden malerischen Ort, ging es zuerst in den Kejimkujik Nationalpark. Sehr viel schöner Wald, viele Seen, Kanada wie aus dem Bilderbuch. Am besten zu erkunden vom Boot aus. Leider war Wochenende, und kein einziges Kanu oder Kayak war mehr zu haben: Man musste vorher reservieren. Ich also wieder auf Wanderschaft: machte einen wunderschönen Hike, wie die Rangerin es empfohlen hatte. Natur pur, mit viel ursprünglichem Wald aus Hemlock - Tannen, Ahorn und Espen.

Dann kam Digby und die Bay of Fundy, an der ich mich noch immer befinde. Das ist ein großer Meeresarm des Atlantik, der Nova Scotia von New Brunswick trennt. Genau genommen ist Nova Scotia eine Halbinsel, der nördliche Teil, in den ich demnächst komme, ist sogar eine 'richtige' Insel, Breton Island, mit einer Brücke mit dem Rest verbunden. - Die Bay of Fundy ist wirklich bemerkenswert, weil es hier mit den größten Tidenhub der Welt gibt (darum bin ich auch hier). Man kann es auf den Fotos (siehe Webalbum) einigermaßen sehen, aber nicht wirklich nachempfinden. 6 - 9 Meter Unterschied zwischen Ebbe und Flut sind es im Durchschnitt, und das alle 6,5 Stunden. Der Sog und die Strömungen sind der Wahnsinn. Man geht auf dem Meeresboden, der in ein paar Stunden wieder Meter tief unter Wasser liegt. Ich habe einen kleinen Hafen besucht und fotografiert, wo man gut sehen kann, wie tief unten bei Ebbe die Fischkutter im Hafenbecken liegen. Watt in unserem Sinne gibt es nicht. Der Gezeitenstrom spült alles Weiche weg.

Das hat aber auch dazu geführt, dass hier wie kaum sonst irgendwo Fossilien frei gespült worden sind. Joggins bei Parrsboro hat die größten Kambrium-Fundstätten in Kanada, und das will schon etwas heißen. Morgen werde ich bei einer Rundfahrt über die hiesige Halbinsel einiges mehr davon sehen. Heute habe ich nachmittags schon mal das Geologische Museum der Fundy-Bay besucht. Sehr interessant.

Ich besuchte in  diesen Tagen zwei wirklich schöne Provincial Parks an der Bay. Das sind Naturparks mit campgrounds, playgrounds und immer auch guten hiking trails. Kein Eintritt, aber mit Entrance und Rangern und Wanderkarten. Viele Fotos gestern und heute stammen aus solchen Parks. Es verschafft mir  immer erfreuliche Bewegung und manche gute Foto-Perspektive. Auf diesen trails trifft man nur wenig Leute. Auch diese campgrounds sind toll, einfach ausgestattet, aber immer in herrlicher Lage. Hier könnte sogar ich es mir vorstellen, mit einem Camper zu reisen! Die Stellplätze sind so beschaffen, dass man kaum den Nachbarn sehen geschweige denn hören kann. Viel Platz gibt es hier immer.


Gestern hatte ich ein sehr nettes Gespräch am Endpunkt einer Wanderung, an einem Lookout. Ein Paar von ca. 45 Jahren. Er hatte eine Zeit lang in Augsburg gearbeitet. Leben jetzt wieder in ihrer Heimat, in Halifax. Was mag man an Kanada? Er sagte: "It's wild." Ja, das stimmt. Ich sagte: "It is wide." Es gibt für unsere Begriffe unendlich viel Platz und Raum für jeden. Man respektiert sich gegenseitig mit allen Eigenheiten, aber jeder braucht auch seinen weiten Raum und gestattet den auch seinem Nachbarn. Und hinter den schön gepflegten Gärten und kurz geschnittenen Rasen fängt dann auch sofort die Wildnis an, - da kann ich sogar den Musterrasen verstehen: Hier beginnt die Zivilisation, 200 m neben dem Highway. Dahinter ist immer sofort die Wildnis. Er hatte schon recht: Kanada, und gerade auch Nova Scotia, ist "wild"! Ich mag das sehr, es ist faszinierend.

Bisher hat mich das Wetter nicht im Stich gelassen: Sommer, Sonne, warm und herrlich blauer Himmel. Es gibt hier sogar eine richtig gute Weinregion Cap Pré! Gut, gestern Morgen gab's mal Nebel (deswegen habe ich das spektakuläre Cape Split verpasst) . Aber so könnte es schon bleiben, hoffe ich, denn weitere Höhepunkte kommen ja noch: Vor allem der Cabot Trail auf Breton Island. Dahin gelange ich in 2 Tagen. Der Wetterbericht - ach schietewat... Heute habe ich allerdings zum ersten Mal abends einen Pullover mitgenommen, als ich zum Essen ging. War auch nötig dann abends. Sonst nur Shorts und Shirt - und Sonnenhut :)

Und abends das ein oder andere Bier - von den sehr guten regionalen Brauereien, gerade hier war es wieder ausgesprochen lecker, dieses IPA!

Bilder wie immer und jeden Tag "frisch" im Webalbum!

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